Die Commerzbank ist wohl Opfer einer größer angelegten Angriffswelle auf Kundenkonten geworden. Zwar spricht man von einigen wenigen Einzelfällen, aber wenn so etwas schon mal herauskommt, steckt meist doch mehr dahinter, als dass das Unternehmensmarketing zugeben mag.
Aktuell wurden ohne die Zustimmung der Kunden hohe Geldbeträge von Konten abgeräumt. Es handelt sich dabei also nicht um das übliche Phishing, bei dem Täter ausgespähte Kontodaten und erschlichene Bestätigungen nutzen, sondern um Abbuchungen, die komplett ohne Zutun der Kontoeigentümer vorgenommen werden konnten. Insider sprechen von hohen Summen und wer die Szene kennt, der weiß, dass hohe Summen in diesem Zusammenhang mindestens 5-stellig sind.
Das immer gut informierte Handelsblatt spricht von mindestens 100 betroffenen Kunden und einem Schaden im 2-stelligen Millionenbereich.
Die Täter konnten offenbar die sogenannte Co-Badget -Funktion der zum Konto gehörenden Debitkarten beeinflussen und über die verbundenen Systeme (Mastercard oder Visa) hohe Geldbeträge ins Ausland transferieren.
Für den Moment ist den betroffenen Kontobesitzern wohl kein Schaden entstanden, die Commerzbank hat ihre Kunden angeschrieben und bestätigt, dass die abgeführten Summen von der Bank komplett ersetzt werden. Den Systemfehler werde man selbst oder unter Einbeziehung der entsprechend verantwortlichen Co-Partner unverzüglich beheben.
Für Rechtsanwalt Fabian Fritsch, der in vielen völlig unterschiedlichen Schadensfällen im Auftrag seiner Mandanten gegen Banken vorgeht, ist der aktuelle Vorfall alles andere als eine Lappalie. „Wenn Betrüger solche Lücken nutzen und damit auch erhebliche Summen einkassieren können, dann sollten die Sicherheitssysteme und vor allem die Produkte kritisch hinterfragt werden.“
Der Hamburger Anwalt empfiehlt, grundsätzlich Kontostände im Auge zu behalten und das in langen Jahren angelegte Urvertrauen in die Bank der Wahl abzuschalten: „Banken agieren meiner Meinung nach nicht mehr auf Augenhöhe mit den Betrügern und Fälle wie dieser dürften In Zukunft eher die Regel als die Ausnahme sein.“
Ein probates Mittel, um Schäden in Grenzen zu halten, ist die Festlegung knapper Limits für Kreditkarte und Konto, was aber die Bewegungsfähigkeiten der Kunden rasch einschränkt – und das will ja auch niemand.