Die Postbank galt über Jahre als fels in der Brandung des deutschen Bankenwesens: Kleine Zinsen und großer Vertrauensbonus. Als neue Tochter der Deutschen Bank muss sich die Bank für den kleinen Sparer nun schnell und gründlich umstellen und das Vergangene hinter sich lassen.
Aber: Der Prozess auf dem Weg zur modernen Bank geht nicht reibungslos vonstatten. Nicht alle der 19 Millionen Kunden sind "amused".
Viele Kunden der Postbank haben das Vertrauen in ihre Bank verloren. Ärgernisse sind gesperrte Pfändungskonten, nicht funktionierende Kreditkarten, unbrauchbare Girokonten, verweigerte Auszahlungen – die Liste ist lang.
Unsere Kanzlei betreut in einem aktuellen Fall einen Mandanten, bei dem die Postbank über Wochen die Auszahlung eines Nachlasses verweigert – oder es nicht schafft, das Geld freizugeben. Viele der 19 Millionen Postbank-Kunden bekommen offenbar von den Problemen nichts mit, aber einige erwischt es hart und schmerzhaft.
Mehr als nur ein IT-Problem
Ein Blick zurück: Die Postbank hat vor einigen Wochen die recht langwierige Migration ihres Bankgeschäftes unter das Dach der Deutschen Bank mehr oder weniger abgeschlossen. Zuvor war es über Monate immer wieder zu Komplikationen bei der Abwicklung einfachster Aufgaben gekommen. Die technische Eingliederung unter das Dach der Deutschen Bank ist dabei wohl mehr als ein übliches IT-Problem: Nach Meinung vieler Branchenkenner ist das Problem entweder zu groß, um es schnell zu lösen, oder es fehlt der unternehmerische Wille, sich wirklich für die Kunden einzusetzen.
Fritsch, „In den mir bekannt gewordenen Fällen ging es über sehr lange Zeiträume nicht voran, erst als einstweilige Verfügungen im Raum standen, kam Bewegung ins Spiel. Für mich heißt das: Die Postbank könnte diese Einzelfälle entschärfen und mit eigenem Personal bearbeiten, das ist aber aufwendig und verursacht Kosten!
Bei der Verbraucherzentrale NRW haben sich in den ersten 6 Monaten des Jahres über 600 betroffene Personen gemeldet, weil sich ihr Problem offensichtlich nicht von einem Tag auf die den anderen lösen ließ. Das sind schon jetzt mehr Fälle als im kompletten vergangenen Jahr.
Die VZ zieht Konsequenzen und ersucht die Bafin, also die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, Druck auf die Postbank auszuüben, damit diese wieder zu einem regulären Geschäftsbetrieb zurückkehrt und Schaden von den Kunden abgewendet wird.
Rechtsanwalt Fritsch: „Die Konsequenzen für die Verbraucher sind enorm: Mieten, Versicherungen und Einkäufe können nicht bezahlt, wichtige Rechnungen nicht beglichen werden!“ Und das trifft nicht nur Besitzer von Pfändungsschutzkonten, sondern auch ganz normale Leute.“
Expertentipp:
Der Hamburger Jurist empfiehlt den Betroffenen, Recht - also die zeitnahe Aktivierung von Kontofreigaben und Auszahlungen - erforderlichenfalls zügig durch ein damit befasstes Gericht per Einstweiliger Verfügung durchzusetzen, und auch die Postbank mit unter Umständen entstandenen Schäden zu konfrontieren.