Bafin hat Trade Republic im Visier

Bafin und Trade Republic

Hinweise darauf, dass die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gegenüber Trade Republic aktiv wird, ergeben sich vor allem aus der signifikanten Zunahme von Kundenbeschwerden, die z.B. von den Magazinen Handelsblatt und Wirtschaftswiche  und den darauf folgenden öffentlichen Äußerungen sowie Mitteilungen der Aufsichtsbehörde. 

Die wichtigsten Indikatoren sind:

  • Stark gestiegene Beschwerdezahlen: Die Verbraucherzentralen und auch die BaFin selbst verzeichnen einen deutlichen Anstieg der Kundenbeschwerden über Trade Republic. Hauptkritikpunkte sind mangelnde Erreichbarkeit des Kundenservice, Probleme bei Depotüberträgen, steuerliche Korrekturen und technische Störungen bei hohem Handelsvolumen.
  • Öffentliche Äußerungen der BaFin: Die BaFin hat bestätigt, dass ihr die Probleme bekannt sind und sie die Entwicklung genau beobachtet. In der Vergangenheit hat die BaFin die Neobroker-Branche bereits in einer Aufsichtsmitteilung ermahnt, stabile und belastbare Handelssysteme bereitzustellen, was als kaum verhohlener Hinweis auf Anbieter wie Trade Republic gewertet wurde.
  • Fokus auf Compliance und Betriebsabläufe: Die BaFin hat ihre Prüfung von Trade Republic intensiviert, wobei der Fokus auf operativen Problemen liegt, die die Einhaltung regulatorischer Vorschriften beeinträchtigen könnten (z.B. bei der Transaktionsausführung und beim Datenschutz).
  • Verbraucherzentralen ergreifen Maßnahmen: Unabhängig von der BaFin hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg Trade Republic im Februar 2025 wegen mutmaßlicher Verbraucherrechtsverletzungen verklagt, was den öffentlichen Druck und die Aufmerksamkeit der Aufsicht erhöht.
  • Konkrete Verbraucherwarnungen: Die BaFin hat bereits eine konkrete Verbrauchermitteilung herausgegeben, in der sie vor betrügerischen WhatsApp-Gruppen warnte, die sich fälschlicherweise als Angebote der Trade Republic Bank ausgaben. 

 

Rechtsanwalt Fabian Fritsch: „Zwar äußert sich die BaFin aus Verschwiegenheitsgründen selten zu Einzelfällen oder konkreten Sanktionen, doch die Kombination aus stark gestiegenen Beschwerden und den öffentlichen Signalen der Behörde deutet auf eine erhöhte regulatorische Aufmerksamkeit und potenzielle Maßnahmen hin, sollten die Probleme nicht behoben werden.“ Ob und in welchem Umfang die unter Umständen anstehenden Maßnahmen den von Kunden gewohnten Abläufe verändern und/oder gegebenenfalls sogar Nutzungseinschränkungen bedeuten, kann noch nicht gesagt werden.

 

Ein Eingreifen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gegenüber Trade Republic könnte je nach Schwere und Art der festgestellten Verstöße verschiedene Formen annehmen. Die Maßnahmen reichen von Ermahnungen bis hin zu drastischeren Sanktionen

Mögliche Eingriffsszenarien der BaFin:

  • Ermahnungen und Gespräche: In weniger schwerwiegenden Fällen, oder im Vorfeld weiterer Schritte, führt die BaFin oft intensive Gespräche mit der Geschäftsführung und fordert Nachbesserungen bei internen Abläufen, insbesondere im Hinblick auf IT-Sicherheit, Leistungsfähigkeit der Plattform und Kundenservice.
  • Anordnung von Maßnahmen: Die BaFin kann Trade Republic offiziell anweisen, spezifische Mängel innerhalb einer bestimmten Frist zu beheben. Dies kann die Verbesserung der Erreichbarkeit des Kundensupports oder die Sicherstellung der Systemstabilität bei hoher Marktvolatilität umfassen. Dies würde bedeuten, dass Probleme in Zukunft nicht in Phasen verstärkter Markaktivitäten zunehmen dürfen. Trade republic müsste sicherstellen, zu jglichem Zeitpunkt Herr des Handels sein zu können.
  • Sonderprüfungen und Sonderbeauftragte: Die BaFin kann Sonderprüfungen anordnen oder einen Sonderbeauftragten in das Unternehmen entsenden. Dieser überwacht die Geschäftsabläufe und stellt sicher, dass die Auflagen erfüllt werden.
  • Beschränkung des Neukundengeschäfts: Bei gravierenden und wiederholten Problemen könnte die BaFin die Annahme von Neukunden vorübergehend untersagen, wie es bereits bei anderen Instituten (z.B. N26) der Fall war, um eine Überlastung der Systeme oder des Kundenservice zu verhindern.
  • Öffentliche Warnungen und Bußgelder: Bei Verstößen gegen regulatorische Pflichten kann die BaFin Bußgelder verhängen und, je nach Sachlage, die Öffentlichkeit über Missstände informieren, um Verbraucher zu schützen.
  • Entzug der Banklizenz: Als schärfstes Schwert hat die BaFin die Befugnis, einem Finanzinstitut bei anhaltenden und schwerwiegenden Verstößen gegen das Bankenrecht oder bei Insolvenzgefahr die Betriebserlaubnis zu entziehen. 

 

Die BaFin prüft jede eingehende Beschwerde und entscheidet, ob aufsichtsrechtliche Maßnahmen erforderlich sind. Die hohe Anzahl an Kundenbeschwerden, die in jüngster Zeit gemeldet wurden, erhöht den Druck auf die Aufsichtsbehörde, genau hinzusehen. 

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